BERGFAHREN
An einer späteren Stelle unseres Büchleins wartet ein Zitat von Hans Kammerlander ganz ungeduldig auf seine Leser. Jemandem, der bergsteige, heißt es da, müsse man den Grund des Bergsteigens nicht erklären, und jemand, der es nicht mache, verstünde es ohnehin nicht. Nun sollte man wissen, dass der Kammerlander Hans einer der besten Höhenextrembergsteiger ist, und dann sollte man mit dem Gefühl nicht zurückhalten, dass es sich der gute Mann mit seiner Erklärung ein bißchen arg leicht gemacht hat. Hört sich zwar ganz eindrucksvoll an, aber das war’s auch schon. Wenn man jetzt einen der besten Höhenextremradrennfahrer fragen würde, warum man denn mit dem Velo Alpenpässe hinaufstiefele, dann fiele die Antwort vermutlich auch nicht überzeugender aus. Ein hohes Maß an Zustimmung könnte man vielleicht noch für die Ansicht erhalten, das Fahren auf einen Berg sei der eigentliche Zweck des Rennradelns. Denn niemand, der es über einen längeren Zeitraum betreibt, wird gegen das Verlangen immun bleiben, irgendwann nach Alpe d’Huez hinaufzuschnaufen, der Mont Ventoux wird ihn von Jahr zu Jahr lauter rufen, und auf der heimischen Runde sind es auch die Anstiege, die den Ehrgeiz kitzeln. Lange Bergfahrten sind eine Quälerei, jeder weiß das, doch warum tun wir es? Warum sich am Rande der Erschöpfung Meter um Meter nach oben quälen? Warum sich das Licht ausknipsen, nur um dann oben auf einem Parkplatz voller Autotouristen zu stehen? Wo liegt der Reiz? Oben anzukommen? Oder sich hinaufzuquälen? Nicht einmal das wusste der Kammerlander Hans für die Bergsteiger halbwegs einleuchtend zu beantworten. Und wie steht es mit den Rennradfahrern? Warum fahrt ihr auf die Berge?
Equipe Heiner - 2. Apr, 16:27
Halbe Portion Logik