Rennradfahren und Trainingswahn

Die ambitionierte, aber immer ein wenig zu seitensteife und angestrengte Radler-Zeitschrift tour hat aus Versehen eine kleine Debatte losgetreten. Es geht darum, was um alles in der Welt ein Hobbyfahrer mit all den Trainingsplänen soll, die Postillen wie die tour ihm permanent aufschwätzen. Darf der Radler nicht einfach nur radeln, einfach so, ohne GA 1 und Intervalle, ohne Laktatmessung und Ergometertests? Das Lustprinzip steht, wie es in einem Leserbrief heißt, gegen das "Leichter-Neuer-Schneller-Prinzip". Was meint ihr? Hier ein paar Gedanken dazu:


Trainieren. Rennradfahrer tun das. Rennradfahrer müssen das, denn Rennradfahrer können nicht einfach so Fahrradfahren. Einfach so aufs Rennrad steigen und zum Spaß durch die Gegend sausen, das geht nicht. Und deshalb braucht der Rennradfahrer auch keine Landkarte, sondern er braucht einen Trainingsplan. Bataillone von Zeitschriften unterhalten damit ihre Redaktion. Wer noch nie einen Trainingsplaner der Fachzeitschrift tour gesehen hat, hat nur einen unbestimmten Begriff dessen, was man Irrsinn nennt. Der tour-Trainingsplaner erscheint zu Beginn des Jahres und schreibt dem Rennradfahrer für jeden einzelnen Tag des Frühjahres ein Trainingsprogramm vor. Grundlagenausdauertraining (GA) 1 und 2, Intervalltraining, Kraftausdauer. Und, das ist das allerirrsinnigste, es soll tatsächlich eine ganze Menge Menschen geben, die sich dem Diktat dieses und ähnlicher Trainingspläne beugen.


Der Rennradler fährt also nicht, er übt zu fahren, er trainiert. Was die tour propagiert, ist genau das, was Joseph von Westphalen schon lange befürchtet hatte, dass nämlich das Fahrrad mittlerweile für einen fahrbaren Heimtrainer gehalten wird.

Völlig ausgeschlossen, geradezu undenkbar, ist, dass einer sein Rennrad einfach so aus dem Keller holt, sich daraufsetzt und losradelt. Das würde womöglich Spaß machen, aber keinen Sinn. Denn der Sinn des Rennradfahrens, wie ihn tour und Konsorten verkaufen, ist: Training - und daraus ergibt sich der Rest. Denn wer den Sinn des Sports darin sieht, immer schneller zu werden, der muss nicht auch immer mehr trainieren, sondern der braucht auch alle Dinge, die angeblich schneller machen: Damit füllt die tour den Rest des Heftchens: Laufräder, Carbonrahmen, Powerriegel.
Erik Zappel - 26. Mär, 17:21

Ausrede

Trainieren ist eine Ausrede, und das gilt für alle, die sich nicht auf einen Wettkampf vorbereiten. Jede „Trainingsfahrt“ erfüllt einen Zweck. Wenn nicht Landschaft, Wärme, Ausblick suchen, dann etwas anderes, nicht Eingestandenes: Müdigkeit, Zufriedenheit, Erschöpfung, Ruhe.

Equipe Heiner - 27. Mär, 14:41

Keine Schnitte

Das meint Bärbel: "Schnitte sind mir zuwider, Höhenmeter und gefahrene Kilometer werden allerdings schon gern gesammelt!"

WEBLOG zum Buch der Equipe Heiner

Dieses Weblog präsentiert Beiträge aus dem Buch "Ganz großer Sport", herausgegeben der Darmstädter Equipe Heiner. Ideen, Kommentare, Meinungen, Anekdoten dazu sind willkommen.

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